Helge Timmerberg

Foto: Frank Zauritz

Helge Timmerberg

Helge Timmerberg, geboren 1952 in Dorfitter (Hessen), entschloß sich mit zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er Reise- und Abenteuerreportagen aus allen Teilen der Welt - bisher mit Ausnahme der Fidschis und Australien. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs.

Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft seßhaft zu werden, schlugen bisher fehl. Er versuchte es in Marrakesch (drei Jahre), in Havanna (zwei Jahre) und Wien. Zur Zeit ist Marrakesch sein ständiger Abflugsort.

Timmerberg ist das enfant terrible des deutschen Journalismus, der es schafft, in BILD und ZEIT gleichzeitig zu schreiben. Darüber hinaus schreibt Timmerberg für die wichtigsten Pressetitel der Republik, wie z. B. in Bunte, Süddeutsche Zeitung Magazin, Stern, Der Spiegel, Die Zeit, Die Woche, Bild, BZ, Elle, Playboy, Penthouse, Lui, Merian, Pur, Wiener, Wienerin, Allegra.

Er testete für verschiedene Redaktionen so gut wie sämtliche Drogen, und war ein wichtiger Reporter des legendären Lifestylemagazins Tempo, bei dem er schon mal mit einer spektakulären Reportage über die Pornoindustrie aufgrund des erfolgten Verkaufsverbots in Bayern die Auflage verdoppelte.

Helge Timmerberg ist aber nicht nur als Skandaljournalist bekannt geworden, sondern hat sich auch durch seine abenteuerlichen Reiseberichte einen Namen gemacht, die in jeder Hinsicht den ganzen Mann forderten.

Von beidem zeugen die Stories in den Büchern dieses modernen Nomaden, der ohne Reisen nicht leben kann: Tiger fressen keine Yogis und Timmerbergs Reise-ABC.

Der typische Timmerberg-Stil kommt aber auch in seinen Werken Timmerbergs Tierleben und Timmerbergs Single-ABC /Timmerbergs Beziehungs-ABC zur Geltung.

Dabei gewinnt er seine Leser neben seinem unnachahmlichen Humor mit seiner empathetischen Beobachtungsgabe.

Bei aller hemmungslosen Subjektivität und Schonungslosigkeit seiner Schreibweise ist sie aber immer auch durchdrungen von einem zutiefst humanistischen Menschenbild. So spiegeln seine beiden in der Tierwelt spielenden Bücher eher das Menschliche:Timmerbergs Tierleben, Das Haus der sprechenden Tiere (Rowohlt). Mit ersterem gelangt er zum ersten Mal auf die Spiegel-Bestsellerliste (Platz 27).

In Shiva Moon (Rowohlt, 2006) reflektiert er kritisch über Spiritualität und Religion. Und der Doppelband Timmerbergs Single-ABC/Timmerbergs Beziehungs-ABC erspart im Grunde genommen jeden weiteren Beziehungsratgeber, wird hier doch letztlich alles Relevante zum Thema gesagt.

In 80 Tagen um die Welt (Rowohlt, 2008) führt Timmerberg nicht nur auf die Bestsellerliste Platz 11 (Spiegel-Sachbuch), sondern um die ganze Welt und noch mehr zu sich selbst. Das alte Verdikt, dass man auf Reisen immer auf sich selbst zurückgeworfen sei, wird dem Autor hier besonders bewusst. Doch indem er sich trotz Selbstzweifel und mangelnder Entscheidungsfreude akzeptiert und dem jeweiligen Ort anvertraut, tauchen neue Einsichten am Horizont auf und die Augen öffnen sich wieder für die Lebensfreude der unterschiedlichen Völker. Allein die Fidel-Castro-Regime-Kritik, die weniger politisch als musisch-vitalistisch betrieben wird, ist einzigartig.

Der Jesus vom Sexshop (Rowohlt 2010) ist im Prinzip die Fortführung seines Dauerseller Tiger fressen keine Yogis mit abenteuerlichen Reisereportagen aus den unterschiedlichsten Winkeln der Welt.

2012 erscheint African Queen (Rowohlt). Gut, man mag an der ein oder anderen Stelle denken, dass man nolens volens zum Voyeur der Liebesprobleme des Autors wird. Aber das ist nicht schlimm. Denn es wäre kein Buch von Helge Timmerberg, wenn er es nicht nur wieder wie kaum ein anderer vermöchte, dem Leser Allgemeingültiges über die ewigen Themen Liebe, Tod, Angst, Lust, Sehnsucht und Freiheit zu vermitteln und vor allem zu zeigen, dass wir prinzipiell letztlich alle ähnliche Sorgen haben, sondern auch dafür zu entschädigen, dass Afrika eigentlich nur Schauplatz für diese Reflexionen ist. Deshalb möchte man so einen hardcore-subjektiven Reisebericht einer Tier-Doku oder einem "und dann fuhren wir nach ...-Reisebericht" immer vorziehen, denn hier werden Tiere, Landschaften und Reisebegegnungen nicht einfach nur benannt und kartiert, sondern immer in lebendige Relation zu den Wünschen und Ängsten des Autors gesetzt. Dadurch kann der Leser an einer Reise teilnehmen, die es eben auch ermöglicht, zu erahnen, wie sich Malaria wirklich anfühlt oder wie es sein muss, an einer Flußmündung im Dunkeln spazieren zu gehen, von der man weiß, dass dort nachts die Krododile jagen. Und das alles ohne den Lesesessel verlassen zu müssen. Lesenswert, und der Humor kommt wie immer auch nicht zu kurz. Vielleicht sein bestes Buch. - Aber das sagt man ja nach jedem Timmerberg.

2014 erscheint Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich (Malik). "Am Morgen kein Joint, und der Tag ist dein Freund", so heißt es auf S. 159 des neuen Buchs von Helge Timmerberg. Da Timmerberg nach eigener Aussage eigentlich nur unter dem Einfluss magischen Pflanzenrauchs schreibt, stellt sich die Frage, ob wir uns nun Sorgen um seine schriftstellerische Schaffenskraft machen müssen. Die Antwort ist: auf keinen Fall, denn das Buch ist ein echter Timmerberg mit einem Reigen an flapsigen Scherzen, politisch unkorrekten Einwürfen, ehrlicher Selbstanalyse, schelmenhaften Geschichten und romantischen Erinnerungen. Er nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise durch den Orient aber auch sein Leben, bei der er knallharte Realität mit märchenhafter Übertreibung so geschickt verwebt, dass man nie so recht weiß, ob man nun in einem spannenden Reisebericht schmökert oder einen Märchenbuch. Allerdings hatte Timmerberg bei diesem Buchprojekt ein echtes, unverschuldetes Problem, wie die völlig unerwartete Pointe zeigt. Das ist tragisch, aber nicht zu ändern, wie der Leser verstehen wird. Deshalb bleibt sein jahrzehntelanger Traum von einem "wahren Märchen", einem Hollywoodfilm über Elsa Sophia von Kamphoevener, seinem Vorbild fürs Geschichtenerzählen, ein Traum. Alles andere wäre aber auch märchenhaft gewesen. Und wer mag das schon vom Leben behaupten.

2016 erscheint Die rote Olivetti (Piper): Ein Leben wie ein Film. Wieder ein echter, großartiger Timmerberg! Wenn man sich eingegroovt hat, ist das Buch nur viel zu schnell zu Ende. Aber Piper hat ja extra dickes Papier gewählt. Liegt also gut in der Hand. Größte Freude für Durchschnittsleser, also die, die mit angezogener Handbremse im Leben unterwegs sind: Hier lebt ein Autor stellvertretend ein wildes, kompromissloes Leben und hat den Mut, sich nicht zu schonen (auch nicht bei den schönen Dingen des Lebens). Größte Frustration für den Durchschnittsleser: der Leser ist nach der Lektüre immer noch derselbe. Gut, er fasst vielleicht Vorsätze – dann wäre es sogar auch ein pädagogisch wertvolles Buch – während Helge Timmerberg weiter durchs Leben surft.
„Die rote Olivetti" erzählt von Timmerbergs Lebensreise von den Anfängen als Hippie zum Lokaljournalisten in Bielefeld, vom Restaurantbetreiber zum Umweltaktivisten, von der ersten STERN-Reportage bis zum ausschweifenden Journalistenleben auf Kuba, immer angetrieben vom Rock'n'Roll und natürlich Salsa. Eine new-journalistische Reportage über das eigene Leben, die nichts auslässt: Abenteuer, Niederlagen, Erfolge, Drogen und Sex. Und alles immer durchdrungen von Timmerbergs besonderem Humor, mal drastisch und politisch inkorrekt, mal spirituell angehaucht. Da macht sich das tägliche Meditieren bezahlt. Sie finden, das ist ein blasphemischer Satz? Stimmt. Aber genau so ist New Journalism: frech aber authentisch. Und den hat Helge Timmerberg in Deutschland eingeführt. Nicht nur die Fakten zählen, auch das Subjektive. Und das bedeutet für ihn zu leben und zu schreiben frei nach dem Motto von Yogi Kashinath, mit dem Timmerberg durch den Himalaja wandert: „I'm ready for everything."

2017 erscheint die wie immer ultrasubjektive Reportagensammlung Die Straßen der Lebenden. Greifen wir nur mal eine Geschichte heraus: die beste. Sie heißt „Rom". Sie trieft vor Selbstehrlichkeit, philosophischer Ungewissheit und der Leser erfährt fast nichts von Rom. Dennoch hat man am Ende Rom verstanden und möchte unbedingt auch dorthin. Dank Helge Timmerberg, der es wieder einmal schafft, den Spirit einer Stadt einzufangen und für uns wiederzugeben. Die restlichen Kapitel sind natürlich auch echt Timmerberg und können genauso genossen werden, wenn er z. B. davon berichtet, wie er seine russische Freundin nachts durch Palermo führt oder von der heftigsten Taxifahrt aller Zeiten auf Sizilien erzählt, die nicht nur rasant, sondern auch ultrawitzig ist. Aber Vorsicht, auch wenn die Storys immer wieder woanders spielen, eines haben sie alle gemeinsam: Timmerbergs filterliose Selbstehrlichkeit. Ob das allerdings auch immer hundertprozentige Wahrheit bedeuten muss, bleibt das Geheimnis des Autors.

Der Literatur SPIEGEL nennt Helge Timmerberg einen ewigen Hippie mit Humor. Unter Hippies stellt man sich ja gemeinhin Langhaarige vor, die mit bürgerlichen Werten eher weniger am Hut haben. Und Timmerberg hat, ganz Hippie, schon so manches spannende Abenteuer erlebt, auf dass sich brave Bürger niemals eingelassen hätten. Davon zeugt sein umfangreiches Werk. Aber die Hippiefreiheit muss nicht bedeuten, respektlos zu sein. Ganz im Gegenteil. In seinem neuesten Buch, Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything: Neun Tage in Kathmandu (2019) werden wir Zeuge, wie der Autor nur auf eine Vermutung hin extra viele tausend Kilometer nach Kathmandu reist, um nach 15 Jahren einen Yogi wiederzufinden, der ihm damals ein Mantra gegen die Angst anvertraut hatte. Da Timmerberg in Sachen Glaube ein ewiger Zweifler ist (Auf die Frage "Was kommt nach dem Tod?" antwortete er einmal: "Weiß ich nicht. Alle, die darauf antworten könnten, sind bereits tot."), erstaunt es umso mehr, dass er sich eigens die Erlaubnis von ihm einholen will, dieses Mantra Dritten, also den Lesern seines neuesten Buches, zu verraten, obwohl von einem expliziten Verbot nie die Rede war. Ob er den Yogi gefunden und was es mit dem Mantra auf sich hat, das erfährt man in diesem gewohnt unterhaltsamen Buch, dass einmal mehr zeigt, dass Hedonismus und Erkenntnissuche keinen Widerspruch darstellen müssen.

2020 folgt dann mit "Reinhold Würth. Der Herr der Schrauben" eine Biografie eines der erfolgreichsten Unternehmer der Republik. Wer normalerweise nur Business- und Managementbücher liest und als rein Erfolgsorientierter eher selten auf die wilden Bücher von Helge Timmerberg stoßen dürfte, - der sich ja eher mit den schicksalhaften, überraschenden ja auch rauschhaften Phänomenen des Lebens auseinandersetzt -, der hat nun die Gelegenheit die außergewöhnliche Biografie des Schrauben-Weltmarkführers und Milliardärs Reinhold Würth aus der Feder von Helge Timmerberg zu genießen. Denn trotz der Zielgerichtetheit und Wachstumsorientiertheit ein ganzes Leben lang, vermag der Journalist bei Würths Lebenslauf und unfassbar erfolgreichen Gestaltung seines Firmenkosmos' Eigenschaften zu entdecken, die zeigen, dass es ihm zwar immer auch um Profitsteigerung ging, er persönlich aber letztlich von etwas ganz anderem geleitet wurde. Nicht nur in seiner Eigenschaft als großer Kunstmäzen, der Würth über die Jahrzehnte geworden ist, zeigt sich, dass es ihm letztlich im Kern eben doch immer um etwas Immaterielles ging. Timmerberg bringt es so auf den Punkt: "... es ist ihm anzusehen, dass 'Grenzen akzeptieren' ihm grundsätzlich suspekt erscheint." Insofern ein sehr lesenswertes Wirtschaftsbuch für Fortgeschrittene. 

Ein Berufsjugendlicher erzählt vom Älterwerden

Eines kann man Helge Timmerberg bei seinem ersten Alterswerk nicht vorwerfen: dass er mit der neumodischen Mode kokettieren würde, die da gerne sagt, 60 ist das neue 50 oder 70 ist das neue 60. Im Gegenteil. Mit seinem neuen Buch „Lecko mio: Siebzig werden" (2022) bleibt sich der Reiseschriftsteller Helge Timmerberg treu. Selbst überrascht, dass auch ein Reisender irgendwann einmal etwas mehr als die Hälfte der Reise hinter sich gelassen hat, besticht Timmerberg in seinem Ringen mit dem Alter durch seine hemmungslose Ehrlichkeit, die mal witzig („... dass ich Bauchmuskeln habe, wusste ich vom Hörensagen."), mal melancholisch daherkommt, wenn er sich z. B. der intensiven Avance einer sehr jungen Frau aus präventivem Schutz vor Enttäuschung entzieht, obwohl sie hundertprozentig seinem Traumtyp entspricht. So ganz klappt es also trotz mindestens 50 Indien-Reisen offensichtlich auch beim meditationserfahrenen Timmerberg noch nicht so ganz mit dem angstfreien, reinen Im-Hier-und-Jetzt-Sein.

Klar, die langen Ausführungen über das Älterwerden, kulminierend in seinem Zahnarzttrauma, nachdem sein Zahnarzt seines Vertrauens verstorben war, sind eher unspektakuläre Alltagserfahrungen, die er mit vielen teilt. Doch wie er diese typischen Bedenken und Ängste des Älterwerdenden rüberbringt, macht es einfach lesenswert. Es gibt viele Selbstdarsteller in diesen Zeiten und auch Timmerberg könnte man auf den ersten Blick hin und wieder übertriebener Egozentrik bezichtigen. Doch die kommt so witzig und selbstironisierend daher, dass der Vorwurf des Selbstmitleids fehl am Platz ist. Zumal die hemmungslose Subjektivität auch das tragende Prinzip des New Journalism ist, dessen erster deutscher Vertreter Timmerberg schließlich ist und die ihn berühmt gemacht hat, da sie oft mehr Wahrheiten vermittelt als die vermeintlich objektiven Medien.

Timmerbergs Markenzeichen ist es, Alltagserfahrungen spielerisch mit den großen existentiellen Themen wie Liebe und Tod zu verbinden, wenn er z. B. seinem verstorbenen Vater nachtrauert, während er im geerbten Benz in einen Schneesturm gerät. So wie er auf seinen Reisen immer maximal selbst- wie weltoffen von Abenteuer zu Abenteuer gezogen ist, so ist er auch in seinen Büchern letztlich einfach ein neugieriger Flaneur. Erheitert folgt man seinem unablässigen Gedankenfluss, der aber auch ernsterer Themen streift. So wird aus einer witzigen Reflexion über das Tragen von Jogginghosen eine Kritik der Modewelt, die höchsten kultursoziologischen Ansprüchen genügt. Aber auch das Gendern, Feminismus oder Menschen unter 30 bekommen Ihr Fett weg. Ohne jegliches Tabu wird selbst Schambesetztes aus seinem Leben nicht ausgespart. Das macht es so menschlich, auch wenn diese Ehrlichkeit vor sich selbst für Durchschnittsleser durchaus schockierend sein mag. Für eine amerikanische Ausgabe des Buchs wären deshalb sicher diverse Triggerwarnungen angesagt. Er reflektiert über Gut und Böse, Schuld und Verantwortung, verpasste Chancen. Doch alles mündet letztlich immer wieder in Timmerbergs Lebensthema, dem Spannungsfeld von Freiheit und Schicksal.

Dieses Buch ist eine Empfehlung für alle, die sich mit dem Alter schwertun oder zumindest schon an der Melancholie des vorweggenommen Abschieds genippt haben. Es ist ein Buch, das humorvoll zeigt, dass es anderen auch nicht besser geht. Doch zu glauben, das Buch sei nur etwas für Ältere, liegt schief. Denn hier lernt auch der Jüngere, der noch kein Morgen kennt, eine realistische Vorschau aufs Älterwerden kennen mit der Botschaft, dass es mit einfachen Lösungen im Leben niemals klappen wird.

Da Timmerberg sich noch mit einem Zwanzigjahreplan für die Zukunft beschäftigt und sein Arzt ihm trotz täglicher 35 Zigaretten gute Gesundheit bestätigt, weil der gleichzeitige notorische Haschischkonsum die karzinogenen Effekte des Nikotins egalisiert habe, dürfte es nicht das letzte Buch gewesen sein. Darauf sind wir gespannt, wenn es heißt, „Lecko mio 3: 100 werden". Schließlich hat Hannes Heesters da erst richtig losgelegt.

Helge Timmerberg ist mittlerweile ein Veteran. Nein, nicht Kriegs-, sondern Haschisch-Veteran. So bestätigte es ihm jedenfalls eine junge, legale Cannabis-Verkäuferin in den USA auf seinem Weg rund um die Welt auf den Spuren des zunehmenden Legalize-Trends von Malta über Amsterdam, Tanger, Thailand, Amerika bis Wien. Kein Wunder, nach rund 50.000 Joints in 50 Jahren, die der Journalist und Autor bereits ganz uneigennützig für seine Leser durch die Lungen gezogen hat. Sein erklärter New-Journalism-Ansatz der subjektiven Annäherung ans Thema ist bei seinem soeben bei Piper erschienenen „Joint Adventure. Reise in die Welt des Cannabis“ (2023) besonders angemessen, denn über Cannabis-Genuss kann man ernsthaft wirklich nur aussagekräftig berichten, wenn man auch eigene, innere Erfahrungen gemacht hat. Äußere Betrachtungen zur Geschichte der Pflanze und seiner Verwendung wechseln sich ab mit Einblicken in die dunklen und hellen Seiten seiner eigenen Drogensucht. Doch strenggenommen müsste er seinen Drogenkonsum von der Steuer absetzen dürfen, denn, wie er selbst immer wieder erzählt, ohne den Rausch könnte er gar nicht so gut schreiben. Nur bei Lesungen, da sei er nicht bekifft. Und die sind trotzdem immer wie Märchenstunden voller Witz und Weisheit. Dabei ist Timmerberg nicht unkritisch. Er stellt die Gefährdungen der Jugend durch Cannabis dar, aber auch sein großes Heilpotential. Immerhin gab es noch vor dem 2 Weltkrieg in 50 % aller Schmerzmittel Bestandteile des Haschischs. Und eine der erschütternsten Erkenntnisse der Geschichte des Cannabis ist die Aufdeckung der kaum bekannten, wahren Gründe für die langjährige staatliche Bekämpfung dieser leichten Droge, an der im Vergleich zu Alkohol so gut wie niemand stirbt. Es sind, als kritischer Mensch hätte man darauf kommen können, natürlich allein ökonomisch-verschwörerische Gründe … Also, ein typischer, lesenswerter Timmerberg, der einmal mehr keine Tabus kennt und frei von der Seele weg erzählt. Sogar, dass nur seine Freundin der Türöffner für einen Besuch bei seinem Vorbild Hunter S. Thompson war, ihm dabei allerdings beinahe vom Anker gegangen wäre …

 

 

 


Der Autor über sich selbst:

"Was fehlt zu Ihrem Glück?"
"Die Erkenntnis, dass nichts fehlt."

(H. Timmerberg in: Berliner Morgenpost 29.10.06)

"Mein Sujet ist die Reisereportage. Ich kann ohne Reisen nicht leben. Ich bin ein moderner Normade. Mein Vorbilder: Homer, Karl May, Hemingway, Hermann Hesse, Hunter S. Thompson, Elsa Sophia von Kamphoevener, Peter Scholl Latour. Meine Stärke: 'Catch the spirit'. Also den Geist einer Kultur, einer Stadt, eines Menschen erfassen." (H.Timmmerberg)


Der Stil

H. Timmerberg etablierte den "New Journalism" im Stile eines Tom Wolfe oder Hunter S. Thompson in Deutschland. Dieser auch Gonzo-Journalismus (gonzo = span.: verrückt) genannte subjektive Journalismus, der auf einen unbedingten Objektivitätsanspruch zugunsten eigenständiger fiktionaler Verdichtung der dokumentarischen Elemente verzichtet, trifft damit oftmals genauer den Nerv des Zeitgeistes als es die klassische, "trockene" Reportage vermag. Oder anders formuliert: "... New Journalism bedeutet eigentlich nur, in einer verlogenen, korrupten und intriganten Welt nicht ständig so zu tun, als käme der Reporter von einem anderen Stern. Punkt." (H. Timmerberg)
Mit seiner Best-of-Sammlung Tiger fressen keine Yogis wird der Beweis erbracht, daß Timmerbergs Reportagen allemal literarischen Ansprüchen genügen. Sozusagen in der Tradition von Jack Kerouac, Elsa Sophia von Kamphoevener bis William S. Burroughs oder auch Irvine Welsh.

Kollegen über Helge Timmerberg

„Timmerberg ist ein leuchtendes Beispiel, wohin einen Yoga, Kiffen und Abenteuerlust verbunden mit Schreibtalent führen können. Jeder seiner Texte lehrt einen mehr über die Welt als alle Wikipedia-Artikel zusammen."

Jan Fleischhauer in: Focus online, 29.1.22

"Den ersten richtig großen und tiefen Neid empfand ich, als ich Helge Timmerberg kennenlernte. Er war in meiner Generation der beste Schreiber Deutschlands und der freieste Mensch, den ich jemals getroffen habe."

Sibylle Berg in: Allegra


Bibliografie

  • Timmerberg, Helge: Im Palast der gläsernen Schwäne. Auf Umwegen nach Indien 1985, rororo / Anders Reisen - Grenzenlos (vergriffen)
  • Timmerberg, Helge: Das Palästinensertuch. In: Georg Diez (Hrsg.): Das war die BRD, S. 127-132, ISBN 3-442-15153-8
  • Timmerberg, Helge: Tiger fressen keine Yogis. Stories von unterwegs. Mit einem Vorwort von Sibylle Berg. 
    Münster: Solibro-Verlag 1. Aufl. 2001 [Originär, Bd. 1] ISBN 3-932927-16-8, Gb, 256 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Tiger fressen keine Yogis.
    Stories von unterwegs. München: Piper-Verlag 1. Aufl. 2004; ISBN 978-3492240598; 8,90 Eur[D] / 9,20 Eur[A] Br, 256 Seiten, Taschenbuch-Lizenzausgabe
  • Timmerberg, Helge: Tiger fressen keine Yogis. Stories von unterwegs. 3 CDs - Steinbach Spr. Bücher, 2002, ISBN: 978-3-88698-604-0
  • Miehling, Ronald mit Timmerberg, Helge: Schneekönig. Mein Leben als Drogenboss. Berlin: Rowohlt Berlin 2003 ISBN 3-87134-473-7
  • Miehling, Ronald mit Timmerberg, Helge: Schneekönig. Mein Leben als Drogenboss. 2 CDs - Hoffmann & Campe 2003 ISBN: 3455303420
  • Timmerberg, Helge: Aufruhr im Basar. In: Walter M. Weiss (Hrsg.): Orient erlesen: Marrakesch. Klagenfurt 2003, S. 157-161, ISBN 3851294068
  • Timmerberg, Helge: Bomben auf Teheran. In: Walter M. Weiss (Hrsg.): Orient erlesen: Iran. Klagenfurt 2003, S. 85-87, ISBN 3851294076
  • Timmerberg, Helge: Yogi Kashinath. In: blumenbar u. textdiebe (Hrsg.): Osten: In 26 Geschichten um die Welt
    München: blumenbar Verlag 2003, S. 297-308, ISBN 3-936738-02-5
  • Timmerberg, Helge: Timmerbergs Reise-ABC. Mit 21 Cartoons von Peter Puck. Münster: Solibro-Verlag 1. Aufl. 2004 [Timmerbergs ABC, Bd. 1] ISBN 978-3932927-20-1, 128 Seiten
  • Timmerberg, Helge / Zauritz, Frank (Fotos): Timmerbergs Tierleben. Vorwort von Heinz Sielmann. Münster: Solibro-Verlag 1. Aufl. 2005 [Timmerbergs ABC, Bd. 2 (Sonderband)] ISBN 978-3932927-28-7, Engl. Broschur / Klappenbroschur; 144 Seiten
  • Timmerberg, Helge / Zauritz, Frank (Fotos): Timmerbergs Tierleben. (Auswahl) 1 CD - Steinbach Sprechende Bücher, 2006, ISBN: 978-3-88698-723-8
  • Timmerberg, Helge: Shiva Moon. Ein Reise durch Indien.
    Rowohlt, 2006 ISBN 978-3871345418, geb.; 256 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Das Haus der sprechenden Tiere. Eine Fabel. Rowohlt, Berlin 2007 ISBN 978-3871345777, geb.; 144 Seiten
  • Timmerberg, Helge / Sprecher: Heikko Deutschmann: Timmerbergs Reise-ABC. 2 CD - Steinbach Sprechende Bücher, 2007, ISBN: 978-3-88698-734-4
  • Timmerberg, Helge: Timmerbergs Single-ABC /Timmerbergs Beziehungs-ABC Münster: Solibro-Verlag 1. Aufl. 2007 [Timmerbergs ABC, Bd. 3+4]  978-3-932927-35-5, Klappenbroschur; 224 Seiten
  • Timmerberg, Helge: In 80 Tagen um die Welt.
    Rowohlt, Berlin 2008

    ISBN 978-3871345937, geb.; 288 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Der Jesus vom Sexshop
    Rowohlt, Berlin 2010 
    ISBN 978-3871346361, geb.; 304 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Der Jesus vom Sexshop (4 Audio CDs) Argon Verlag 2010
    ISBN 978-3839810224
  • Timmerberg, Helge: African Queen: Ein Abenteuer
    Rowohlt Berlin 2012
    ISBN 978-3871346835, geb.; 304 Seiten
  • Timmerberg, Helge: African Queen: Ein Abenteuer (Audio CD) Argon Verlag 2012,
    ISBN 978-3839811436
  • Timmerberg, Helge: Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich
    Piper-Malik München 2014
    ISBN 978-3-89029-774-3, geb.; 252 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich. Sprecher: der Autor
    OSTERWOLDaudio 2014
    ISBN 978-3869522166, Audio-CD; 2 CDs
  • Timmerberg, Helge: Die rote Olivetti. Mein ziemlich wildes Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaja. Piper, München 2016, ISBN 978-3-492-05755-4, geb.; 240 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Die Straßen der Lebenden: Storys von unterwegs. Malik, München 2017, ISBN 978-3-89029486-5, geb.: 208 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Die Straßen der Lebenden: Storys von unterwegs. Piper, München 2019, ISBN 978-3492314268, TB: 208 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything. Neun Tage in Kathmandu. Malik, München 2019, ISBN 978-3-89029-453-7, geb.: 176 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Reinhold Würth. Der Herr der Schrauben. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-07003-4, geb.: 208 Seiten
  • Timmerberg, Helge: Joint Adventure. Reise in die Welt des Cannabis, Piper München 2023, ISBN 9783492071994, geb.: 256 Seiten
  • Beschreibung

    Der Debütroman der bekannten TV-Schauspielerin.  Eines Nachts, nach dem routinemäßigen Wochenendsex ...

  • Beschreibung

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    Als Postpakete mit Körperteilen eines noch lebenden Opfers auftauchen beginnt ein Nerven strapazierender Wettlauf.

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    Die Lage ist bedrohlicher, als viele Menschen wahrhaben wollen.

  • Beschreibung

    „Früher war alles leichter – vor allem ich."

  • Cover Wenn der Kapitän

    Klassisches Heldentum steht im Widerspruch zur Gleichheitsideologie.

     

  • Cover "War's das schon?"

    Wenn es um unser eigenes Leben geht ...

  • Beschreibung

    Heiter-ironische Weihnachtsgeschichten nicht nur aus dem Münsterland

  • Beschreibung

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